Wie in seiner Satzung etwas lapidar umrissen, besteht der Zweck des Silberbergwerk Suggental e.V. in der „Durchführung und Förderung von Projekten zur Heimatforschung insbesondere zum alten Bergbau im Waldkircher Ortsteil Suggental“. Die Untersuchung und Beschreibung des historischen Bergbaus und seiner Einflüsse auf die Geschichte der Region sowie die Vermittlung der Erkenntnisse an eine interessierte Öffentlichkeit stehen damit im Zentrum der Aktivitäten des Vereins.
Abb. 1: Bildunterschrift
Abb. 2: Bildunterschrift
Abb. 3: Bildunterschrift
Die Forschungsgruppe steht bei ihren Arbeiten unter Tage immer wieder vor besonderen technische Herausforderungen, die einen gesunden Erfindergeist, Durchhaltevermögen und viel Geduld erfordern. Nicht nur sind die beengten Verhältnisse, Grubenwasser sowie die Belüftung der zum Teil sehr engen Stollen zu meistern, es ist die zumeist geringe Standfestigkeit des Gebirges, die es zu sichern gilt. Die Ursachen hierfür sind sowohl geologischer als auch bergbaulicher Natur: Geologisch-entstehungsgeschichtlich ist die Silber- und Barytvererzung eng mit der Anlage einer Störungszone in der Erdkruste verbunden. Das Nebengestein wurde zunächst mechanisch zerrieben und chemisch durch zutretende Wässer umgewandelt. Dabei verringerte sich die Standfestigkeit des Gesteins. Diesen weichen und leicht zu bearbeitenden Bereichen folgten die Bergleute gerne, da sie einen schnelleren Vortrieb von Stollen und Schächten ermöglichten. Das brüchige Gestein und auch die ausgehöhlten und mit Versatz verfüllten Abbaubereiche wurden mithilfe von Holz abgestützt. Dieses Holz verfaulte in der wechselfeuchten Luft unter Tage und brach zusammen. So sind die Stollen und Abbaubereiche zumeist komplett verstürzt. Die Aufgaben der Gruppe beschränken sich aber nicht nur auf den Ausbau unter Tage. Der Unterhalt und Betrieb des Bergwerks bringt eine Vielzahl weiterer Aufgaben mit sich. Einen nicht unwesentlichen Anteil dieser Arbeit nimmt die Dokumentation der ausgegrabenen Stollenbereiche sowie die Interpretation der Befunde ein. Jeder neu freigelegte Stollenbereich wird im Detail mithilfe von Kompass, Polygonzug und Winkelmass vermessen und die Ergebnisse dem ständig wachsenden Grubenplan hinzugefügt. Alle Funde unter Tage wie zum Beispiel Holz werden ausführlich dokumentiert. Fundposition, -zustand und -lage werden in einem Fundprotokoll photographisch und teilweise zeichnerisch festgehalten, um eine spätere Zuordnung zu erlauben. Auf Grundlage des erstellten Grubenplans wurde das Grubengebäude geologisch kartiert und alle Beobachtungen, Erkenntnisse und Interpretationen auf einer geologischen Karte im Massstab 1:250 zusammengefasst. Wie der Grubenplan wird auch die geologische Karte ständig aktualisiert, sobald neue Ergebnisse unter Tage vorliegen. Im Zuge der Kartierung wurden Erzproben genommen und auf ihren Silbergehalt untersucht, Dünnschliffe von Erz und Nebengestein hergestellt und weitere lagerstättenkundliche Untersuchungen durchgeführt. Neben den untertägigen Arbeiten und Forschungen dokumentiert die Gruppe seit vielen Jahren die übertägig sichtbaren Spuren des Suggentäler Bergbaus und setzt sie mit historischen Quellen und den untertägig gewonnenen Erkenntnissen in Zusammenhang. Verschüttete Stolleneingänge, Pingen, Halden, Schmelzplätze oder auch der Verlauf des Urgrabens im Tal wurden vermessen, die geographischen Koordinaten festgehalten und die Ergebnisse mithilfe moderner GIS-Programme auf einer Karte eingetragen. Im Laufe der Zeit hat sich durch diese Arbeit ein zusammenhängendes Bild von Art und Umfang des Bergbaues im Suggental und seiner Randgebiete ergeben.
Abb. 1: Bildunterschrift
Abb. 2: Bildunterschrift
• Der im Streichen des Hauptganges angelegte St. Josephi Stollen ist zwischen Stollenmundloch und Bürliadamshof auf einer Länge von 375 m freigelegt, von ihm gehen mehrere Querschläge, Blindstollen, Gesenke und Schächte ab. Der St. Josephi Stollen dürfte über 400 m lang sein und über den Reschbauernhof hinausgehen. Er stammt aus dem Mittelalter und wurde im 18. Jahrhundert zum Teil nachgerissen.
• Der obere Stollen St. Anna ist 57 m lang und führt nach 10 m querschlägig an den Hauptgang. Er liegt etwa 29 m über dem St. Josephi Stollenniveau. Beide wurden von der Bergbauforschungsgruppe mittels einer Fahrtenstrecke aus sechs Metallleitern mit insgesamt 112 Sprossen wieder miteinander verbunden. Der St. Anna Stollen dürfte im Ursprung mittelalterlich sein, wurde aber im 18. und 20. Jahrhundert mehrfach nachgerissen.
• Der 80 m weiter nach NW gelegene Stollen II oder Matze Stollen aus dem Jahre 1937 ist 54 m lang und erreicht nach 15 m querschlägig den Hauptgang. Er liegt etwa 17,5 m über dem St. Josephi Stollenniveau. Über eine von der Forschungsgruppe angelegte Treppe und einen wenige Meter tiefen Schacht ist der Matze Stollen von der Talstraße aus zugänglich. Das 1987 ausgegrabene Stollenmundloch gleich an der Straße wurde aus Sicherheitsgründen wieder zugeschüttet.
• Der Kleinmannschacht, benannt nach dem 1994 verstorbenen Bergdirektor und Förderer der Bergbauforschungsgruppe Ulrich Kleinmann, wird als Förderschacht genutzt. Er ist dem Matze Stollen durchschlägig und erreicht die St. Josephi Sohle bei etwa -25 m. Dieser Schacht ist vermutlich bereits im Mittelalter vorhanden gewesen.
• Ein dritter querschlägiger Stollen lag NW des Matze Stollens. Er wurde 1910 von den Schwarzwälder Barytwerken aufgefahren und 1926 vom Badischen Bergamt Karlsruhe wieder aufgewältigt. Er führte nach 21 m an den Gang und besaß einen 14,5 m tiefen Schacht, von dem bei 12 m Tiefe eine Sohle in Hauptstreichrichtung abging. Dieser Stollen ist nicht mehr zugänglich.
• Der Unterbaustollen liegt unter dem St. Josephi Niveau und ist vollständig mit Wasser gefüllt. Er stammt aus dem 18. Jahrhundert. Sein ehemaliges Stollenmundloch lag 7,6 m tiefer als das St. Josephi Stollenmundloch und könnte heute im Bereich des Wasserbehälters unterhalb der Talstraße zu finden sein.
• Die Gesamthöhe bzw. die Seigererstreckung des Grubengebäudes im bisherigen Grabungsbereich beträgt rund 50 m.
• Die Gesamtlänge der aufgewältigten und begehbaren Strecke beläuft sich derzeit auf rund 580 m.
• Der auf den Gang angesetzte Tagebau weist im heute noch zugänglichen Teil Wandhöhen von bis zu 6 m auf. Der Tagebau erstreckte sich vom Bürliadamshof in nordwestlicher Richtung und war mindestens 90 m lang. Vermutlich ist er erst im Rahmen des Schwerspatabbaus angelegt worden. In wie weit auch mittelalterlicher Tagebau auf Silbererze betrieben wurde, kann nur noch schwer rekonstruiert werden.